Sehr geehrte, liebe Damen und Herren,
auch ein Zeitraum, der beinahe 20 Jahre währt, geht einmal zu Ende.
19 Jahre und 8 Monate, das sind 7185 Tage oder 236 Monate lebe und arbeite ich an der Stephanuskirche. Am 1. März 2001 begann ich meinen Dienst auf der 2. Pfarrstelle und wechselte im Jahr 2003 in Stellenteilung auf die 1. Pfarrstelle, auf der ich Ende 2014 die Geschäftsführung übernommen habe.
Ich konnte mir nie wirklich vorstellen, dass die Zeit an der Stephanuskirche einmal zu Ende gehen würde, bis ich erfuhr, dass - für mich völlig unerwartet - die Pfarrstelle in Bad Wiessee frei werden würde. Die Pfarrstelle an der Friedenskirche in Bad Wiessee ist eine von vermutlich äußerst wenigen Stellen, die der wunderbaren Stelle an der Stephanuskirche wirklich Konkurrenz machen konnte. Der dortige Kirchenvorstand hat mich gewählt und deshalb werde ich zum 1. November meinen Dienst als Pfarrerin in Bad Wiessee fortsetzen, wo ich als Jugendliche schon für vier Jahre lebte und meine Eltern immer noch wohnen.
Das sind die Fakten – wie viele Emotionen und Gedanken, wie viele schlaflose Nächte und aufregende Tage mit dieser Entscheidung verbunden sind, können alle erahnen, die mich besser kennen. Ich habe an der Stephanuskirche mehr als ein Drittel meines bisherigen Lebens verbracht, intensive berufliche und familiäre Jahre erlebt und bin mit vielen Menschen verbunden, die ich einfach vermissen werde.
Es war prall gefülltes Leben so, wie es im Predigerbuch beschrieben wird:
„Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; … abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; … suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; … schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“ (Prediger 3, 2-8 in Auswahl)
Ich möchte mich für alle gute Zusammenarbeit, alles freundliche Miteinander, alle erfüllenden Begegnungen bei Ihnen bedanken, für alles gemeinsame Unterwegssein „im Auftrag des Herrn“ – wie es im Film „Blues Brothers“ heißt. Ich schreibe Ihnen, weil diese besondere Zeit, die wir alle derzeit erleben, so wenige Spielräume für einen persönlichen Abschied lässt, es mir aber sehr wichtig ist, mich wenigstens auf diese schriftliche Weise von Ihnen zu verabschieden. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für Ihre Zukunft!
Der Gottesdienst zum Erntedankfest, um 10 Uhr beginnend, wird mein Abschiedsgottesdienst sein. Er wird bei jedem Wetter im Freien unter Zeltdächern auf dem Kirchenvorplatz stattfinden und gleichzeitig in die Kirche und auf die Homepage der Stephanuskirche übertragen werden (und dort noch eine begrenzte Zeit abrufbar sein). Alle sind eingeladen, für sich selbst und ggf. der eigenen Familie etwas zum Essen und Trinken für eine gemeinsame Mahlzeit im Anschluss an den Gottesdienst mitzubringen. Das wird der Ersatz für einen leider nicht möglichen Empfang sein müssen. Leider steht trotz allen Bemühungen nur eine begrenzte Zahl an Plätzen zur Verfügung (ca. 130 Einzelplätze, maximal 200 bei durchgehender Besetzung mit Familienverbänden – nach den gesetzlichen Vorgaben). Wenn Sie vorhaben, persönlich dabei zu sein, dann melden Sie sich bitte im Pfarramt per Mail oder telefonisch an, dann reservieren wir Ihnen einen Platz nach Eingang der Anmeldungen. Bitte kommen Sie dann wegen der besonderen Organisation im Blick auf die Sicherheitsauflagen mindestens 15 Minuten vor Beginn! Der Gottesdienst findet bei jedem Wetter draußen statt.
„Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.“ (Prediger 3, 11)
Mein Wunsch als Pfarrerin in meinem Dienst war und bleibt es, Menschen auf diese Ewigkeit Gottes hin anzusprechen, die er in unser Herz gelegt hat und die wir in unserem Sehnen, in unserem Glauben, Hoffen und Lieben das eine oder andere Mal spüren können. Ich freue mich, wenn dies in meiner Zeit in der Stephanusgemeinde immer wieder einmal gelungen ist.
Die Stephanusgemeinde, das Pfarrkapitel, die ökumenischen Kontakte, der Stadtteil Nymphenburg/Neuhausen, diese vielen Jahre mit all ihren Ereignissen und Begegnungen – ich nehme die Erfahrungen dieser langen Zeit an der Stephanuskirche dankbar in meiner Erinnerung mit und freue mich, wenn Sie bei einem Ausflug an den Tegernsee vielleicht auch einmal in der Bad Wiesseer Friedenskirche bei mir vorbeischauen!
Herzlichst – Sabine Arzberger