Neue Wege stehen in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern und den Kirchengemeinden bevor. Konkrete Schritte wurden nun von den Kirchenvorständen der Christus- und Stephanuskirche erarbeitet.
Text und Fotos: Pfarrer Rolf Hartmann
Im Februar dieses Jahres hat sich der Kirchenvorstand (KV) der Stephanuskirche auf einem Klausurwochenende in Leitershofen konkrete Gedanken gemacht, wie eine gute und für alle Beteiligten bereichernde Zusammenarbeit mit der benachbarten Christuskirche erfolgen kann. Im Mai folgte dann eine gemeinsame Sitzung der beiden Kirchenvorstände in den Räumen der Christuskirche mit ersten Absprachen. Bei allen Gesprächen war klar, dass es nicht das Ziel ist, die beiden Gemeinden zu einer Großgemeinde zu fusionieren. Vielmehr geht es darum, die Angebote von Christus- und Stephanuskirche besser zu koordinieren, konkurrierende Parallelstrukturen aufzulösen und Synergien stärker zu nutzen. Im Blick waren vor allem die Themen Konfi- und Jugendarbeit, Gottesdienste, Feste und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch die Seniorenarbeit sowie die reiche Kirchenmusik, die ja in beiden Gemeinden eine zentrale Rolle spielt.
Die Evangelische Jugend Neuhausen Nymphenburg (EJNN) ist schon jetzt ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein gutes Miteinander aussehen kann. Ein Jugendausschuss, bestehend aus jeweils zwei KV-Mitgliedern der Christus- und Stephanuskirche sowie vier Jugendlichen und der Jugenddiakonin Lisanna Täschlein, sorgt zukünftig dafür, dass die Kommunikation zwischen den Gemeindevertreter*innen und der EJNN noch besser funktionieren wird. In der Konfiarbeit werden mit einem gemeinsamen KonfiCamp und weiteren gemeinsamen Aktionen neue erlebnispädagogische Akzente gesetzt und gemeinschaftsstiftende Erfahrungsmomente geschaffen.
Die spätere Gottesdienstzeit in der Stephanuskirche um 11 Uhr, die ab den Sommerferien probeweise bis Jahresende gelten wird, erleichtert es, besonders in Urlaubs- und Vakanzzeiten beide Predigtstellen in gewohnter Qualität mit weniger personellem Aufwand zu bedienen. Zugleich eröffnen sich Räume für neue Gottesdienstformate. In der Öffentlichkeitsarbeit wird es darum gehen, die vielfältigen Angebote der beiden Gemeinden durch die stärkere Nutzung der digitalen Medien sowie einer größeren Präsenz in den lokalen Netzwerken besser zu kommunizieren. Es bieten sich jedoch auch ganz neue Möglichkeiten, die Bedürfnisse der Menschen im Stadtviertel noch besser wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Ein gutes Miteinander der beiden Kirchengemeinden ist auch hierbei unerlässlich. Und schließlich werden mehr gemeinsame Feste und Feiern dazu beitragen, dass ein »Wir-Gefühl« entstehen kann, das niemanden ausschließt, sondern einlädt – gerade auch diejenigen, die sich nicht zum engen Kreis der »Kerngemeinde« der beiden Kirchen zählen. Über all diesen Vorhaben steht das Ziel, dass beide Kirchengemeinden auch in Zeiten knapper werdender personeller und finanzieller Ressourcen weiterhin attraktive und vielfältige Angebote für Menschen aller Generationen machen können. Angebote, die sie ansprechen und ihnen sowohl spirituell als auch ganz konkret nachbarschaftlich Beheimatung bietet. Denn dafür steht Kirche: Dass niemand verloren geht – gerade in einer Großstadt wie München. Vielmehr soll jeder und jede in aller Freiheit Gemeinschaft erfahren können: Gemeinschaft mit Menschen und mit Gott.